Krankenkassen sparen an Windeln

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ERSPARNISSE MIT WINDELN

Nach der deutschen Gesetzgebung ist das deutsche Krankenversicherungssystem verpflichtet, jeden inkontinenten Menschen mit Inkontinenzprodukten zu versorgen. Es garantiert jedem eine ausreichende Anzahl von Windeln. Bisher hat das ganz gut funktioniert. Jeder Patient bekam so viel Windeln, wie viel er brauchte.

Das Inkontinenzproblem ist nicht einfach, und vor allem für Patienten sehr schamhaft. Sie und auch Ihre Angehörigen möchten darüber nicht viel sprechen. Was ja auch verständlich ist. Mit den bisher von der Krankenkasse gelieferten Windelhosen ließ sich jedoch ganz gut zurechtkommen. Jetzt ist es aber schwieriger geworden, denn neuerdings erfüllen die Windeln ihren Zweck nicht mehr.

Die DAK hat sich in vielen Regionen von ihren bisherigen Lieferanten getrennt und für andere Anbieter von Windeln entschieden, bei denen die Preise günstiger sind. Die Qualität der Windeln ist jedoch nicht mehr so gut. Diese sind viel dünner und laufen ständig aus. Man muss sie mit Baumwollvlies auspolstern, um Missgeschicke zu verhindern.

Die Krankenkassen sind verpflichtet, eine ausreichende Versorgung mit Inkontinenzprodukten sicherzustellen. Durch die Einschnitte im Budget kommen sie dem gesetzlichen Auftrag nicht nach. Das Problem umfasst viele Kassen, von den regionalen wie AOK bis zu großen Ersatzkassen.

Rund 1,5 Mio. Menschen erhalten Windeln oder Einlagen auf Rezept, was bedeutet, dass diese von den gesetzlichen Kassen finanziert werden. Der erste Schritt in Richtung „Sparen“ war die Minderung der Anzahl von Windeln. 4 Stück pro Tag, mehr kann man nicht gebrauchen. Die Pfleger behaupten, dass es viel zu wenig ist. 6 Stück ist die Mindestanzahl, die pro Tag nötig ist. Die Lieferanten begründen jedoch Ihre Entscheidung über Anzahlreduktion mit der Feststellung, dass die Pauschale für mehr nicht ausreicht.

Hinter der Spartendenz steht das System. Die Krankenkassen sind verpflichtet, ökonomisch und wirtschaftlich zu denken und auch so zu handeln. Seit einigen Jahren haben sie die Möglichkeit, eigene Verträge mit Herstellern der Inkontinenzprodukten abzuschließen. Auf diese Weise sind die Kosten niedriger. Darunter leidet jedoch die Qualität der gelieferten Produkte.

Die Differenzen zwischen einzelnen Kassen sind groß. IKK Klassik gibt für die Windeln eines Patienten rund 29 EUR pro Monat aus, wobei DAK nur 13 EUR.

Auch die Bundesregierung hat sich zu diesem Problem geäußert. Nach der Meinung von dem Patientenbeauftragten Karl-Josef Laumann darf sowas nicht passieren. Die Schamgefühle der Patienten können aus wirtschaftlichen Gründen nicht missachtet werden. Die Aufsichtsbehörde der Kassen ist das Bundesregierungsamt, an welches sich jeder Patient wenden kann.

Die meisten Betroffenen bezahlen selber für zusätzliche Windeln. Diese Tendenz scheint manchen Kassen ganz recht zu sein. Mit eigenem Geld kaufen doch die Menschen bessere Produkte. Die von der Krankenkasse angebotenen Produkte sind nicht mehr zu gebrauchen. Wie es ein Junge aus Stuttgart erzählt, der seit seiner Geburt inkontinent und auf Windeln angewiesen ist, sie knisterten so laut, dass jeder Mitschüler sie hätte hören können; sie sind auch so dünn, dass er einen separaten Koffer in die Schule mitnehmen müsste, damit es für den ganzen Schultag ausreicht. Seit November bezahlen seine Eltern jeden Monat zusätzlich 120 EUR für dickere Einlagen. Sonst könnte ihr Sohn nicht mehr in der Schule funktionieren. Zum Glück können sie sich das noch leisten. Jedoch nicht alle und nicht immer können den monatlichen Betrag bezahlen.